Interview mit Josefine, THW

„Alle Achtung!”

Kurze Vorstellung bitte: Wer sind Sie und was machen Sie?

Mein Name ist Josefine, ich bin 25 Jahre alt und seit 2014 ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk (THW) tätig. Nach der Grundausbildung habe ich die Tätigkeit der Jugendbeauftragten übernommen und eine Jugendgruppe geleitet. Das mache ich auch heute noch. Zusätzlich bin ich jetzt auch Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit in unserem Ortsverband. Das heißt: Ich kümmere mich um Social Media, Pressearbeit und Veranstaltungen. Und wenn es sich ergibt und Einsätze reinkommen, dann fahre ich da natürlich auch mit.

 

Wie sind Sie zum THW gekommen und warum?

Mein älterer Bruder war im Rahmen seines Wehrersatzdienstes beim THW und blieb dann noch ein paar weitere Jahre dort. Ich habe das damals natürlich mitbekommen. 2013 war dann das große Hochwasser in Deutschland, er war sehr viel im Einsatz und ich habe gemerkt: Ich hätte auch Lust darauf, Menschen zu helfen und ein bisschen was über Technik zu lernen. Darum bin ich 2014 zum Tag der offenen Tür des Ortsverbands gegangen, und es hat mir dort so gut gefallen, dass ich Mitglied geworden bin.

 

Was macht das THW genau?

Die größten Einsätze, die wir bislang hatten, waren zum Beispiel während der Hochwasser. Da haben wir mit Logistik und Personal unterstützt. Wir haben viele technische Beraterinnen und Berater für die Deichverteidigung. Die können zum Beispiel genau sagen, wie die Sandsäcke gepackt werden müssen. Ein weiteres wichtiges Thema sind bei uns in Brandenburg die Waldbrände. Da unterstützen wir die Feuerwehr logistisch, zum Beispiel mit Strom oder Licht.

 

Kurz und knapp: Was sind die drei Hauptqualifikationen, die Sie aus Ihrer Ausbildung mitgenommen haben?

Das sind zum einen die Teamarbeit, dann die Kommunikation, die dabei natürlich eine ganz große Rolle spielt, und drittens die Führung im Einsatz.

Welche drei Eigenschaften sollte jemand mitbringen, der beim THW aktiv werden möchte?

Man sollte auf jeden Fall teamfähig sein und kommunikativ – beides ist im Einsatz sehr wichtig. Und drittens sollte man den Willen haben, Menschen zu helfen und sich nicht scheuen, selbst mit anzufassen. Beim THW kann man verschiedene Tätigkeiten ausführen, es gibt zum Beispiel auch die Verwaltung oder die Jugendbetreuung. Wenn es um die Einsätze geht, kann es aber schon sein, dass man nachts rausgeklingelt wird und losfahren muss.

 

Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit toll?

Mir gefällt, dass ich Menschen in Notlagen helfen kann. Und als Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit liebe ich es, Veranstaltungen zu begleiten, denn dort können wir die Leute ein Stück weit darüber aufklären, was unsere Aufgaben sind und was wir leisten können. Wenn man dann auch noch Kinder mit einem kleinen Spiel begeistern kann, sind das dann die Momente, in denen man sich als Ehrenamtliche denkt: Dafür mache ich das!

 

Und was macht eine gute THWlerin oder einen guten THWler aus?

Verlässlichkeit! Wir sind ein recht kleiner Ortsverband, das ist ein richtig familiärer Rahmen. Man kennt jede und jeden, man weiß, was bei den Leuten privat läuft. Und ich weiß, ich kann mich auf diese Menschen verlassen – während der Tätigkeit beim THW, aber auch darüber hinaus.

 

Einsatzkräfte werden leider immer wieder angegriffen, körperlich und mit Worten. Was haben Sie erlebt?

Tatsächlich noch gar nichts in diese Richtung.

 

Würden Sie sagen, dass die Menschen dem THW generell mit Respekt begegnen?

An sich schon, ja. Manchmal gibt es auch besonders schöne Erlebnisse. Im letzten Jahr hatten wir zum Beispiel auf dem Weg zu einem Waldbrandeinsatz bei einem Bäcker angehalten. Und da stand dann eine Frau vor uns in der Schlange, schaute uns an – wir trugen Einsatzkleidung – und fragte, ob wir jetzt zum Waldbrand fahren würden. Als wir das bejahten, meinte sie nur: „Dann suchen Sie sich hier mal was Schönes aus, ich bezahle.“

 

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Einsatzkräfte des THW weniger häufig angegriffen werden als andere?

Zum einen fahren wir natürlich viel weniger Einsätze. Das heißt, es gibt gar nicht so viele Gelegenheiten, um schlechte Erfahrungen zu sammeln. Und zum anderen ist es ja auch so, dass wir eher im Hintergrund arbeiten, indem wir zum Beispiel mit Logistik unterstützen. Wir sind also nicht die ersten Ansprechpersonen, wenn irgendwo etwas passiert.

Ganz praktisch: Was hilft Ihnen, damit Sie anderen helfen können?

Wichtig ist bei Einsätzen, dass Unbeteiligte Abstand halten und die Leute sich nicht in Gefahr begeben.

 

Warum ist Respekt gegenüber Einsatzkräften wichtig?

Zum einen machen wir das Ganze ehrenamtlich in unserer Freizeit. Wenn der Respekt fehlen würde, wären wahrscheinlich weniger Leute bereit, sich zu engagieren. Denn wenn man nicht respektvoll behandelt wird, warum soll man sich diese Tätigkeit dann in seiner Freizeit antun? Ansonsten ist es natürlich ein sehr schönes Gefühl, wenn ein respektvoller Umgang herrscht, man seine Arbeit in Ruhe erledigen kann und weiß, dass die Leute zu schätzen wissen, dass ihnen geholfen wird.

 

Wie wirkt sich der Mangel an Respekt auf die Arbeitsweise aus?

Respektvoller Umgang ist wichtig. Ich möchte mir sicher sein, dass ich als Einsatzkraft nicht angegriffen oder angepöbelt werde. Das ist ein ganz großer Punkt für uns alle. Wir lieben das, was wir tun. Diese Leidenschaft würde ein Stück weit kaputtgehen. Und man hat während eines Einsatzes auch schon genug Gedanken im Kopf, zum Beispiel, welche Abläufe passieren müssen, damit mir und meinen Kameradinnen und Kameraden nichts passiert. Da möchte man sich nicht noch mit Pöbeleien, Beleidigungen oder Unverständnis herumschlagen.

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